Seit nunmehr 25 Jahren findet in jedem Schuljahr ein Schüleraustausch zwischen einer fünften Gymnasialklasse der Edith-Stein-Schule Erfurt und einer gemischten Gruppe aus drei fünften Klassen des Ursulinengymnasiums statt; der erste Kontakt erfolgt im Frühling in Werl, der Gegenbesuch in Erfurt ist im Herbst, wenn die Kinder bereits Sechstklässler sind.

Der Austausch hat eine lange Tradition und geht auf die Zusammenarbeit der Schulen bzw. beider Ursulinenklöster in der Zeit der deutschen Wiedervereinigung zurück. Für die Kinder ist er zu einer ersten Gelegenheit geworden, Erfahrungen in einer neuen Umgebung zu sammeln und sich auf spätere und umfangreichere Austausche im In- und Ausland vorzubereiten.

Vom 04.06. bis 07.06.2019 waren 25 Erfurter Kinder und zwei Kollegen der Edith-Stein-Schule in Werl zu Gast und genossen neben einem spannenden gemeinsamen Programm die Zeit mit ihren Gastgebern und in den Gastfamilien.
Über Steckbriefe in allen Farben und Schriften, mit Fotos und Zeichnungen, Allergie-Hinweisen und Essens-Wünschen, Freizeitaktivitäten und Vorlieben, Rechtschreibfehlern und lustigen Formulierungen war zuvor das erste Kennenlernen der Austauschpartner erfolgt, die Neugierde geschürt, bevor Mails, Postkarten, Briefe verschickt wurden und Telefonate anstanden, in manchen Fällen sprachen sogar die Eltern vor dem Treffen ihrer Kinder miteinander.
Dann kamen die Erfurter endlich – eine Stunde früher als gedacht – mit Koffern und Geschenken für die Gastgeber an. Nach einem Kennenlernprogramm im Binnenhof des alten Ursulinenklosters mit Kuchen und Getränken begann für die Gäste der erste Nachmittag mit ihren Austauschpartnern, bevor alle am kommenden Tag nach dem gemeinsamen Gottesdienstbesuch zu einem Ausflug nach Dortmund starteten. Hier stand zunächst das Deutsche Fußballmuseum im Fokus, vor dem just zu unserem Eintreffen der rote Teppich (hier allerdings noch von einer grauen Schutzschicht überzogen) ausgerollt wurde – für den Abend war nämlich eine große Veranstaltung mit geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft terminiert. Daran hatten die 50 Kinder freilich wenig Interesse, an all den Ausstellungsbereichen, Videoeinspielungen, interaktiven Möglichkeiten aber schon. Nach Kino-Vorführung und Rallye durchs Museum ging es mit der U-Bahn in den Westfalenpark, genauer: zum großen Robinson-Spielplatz. Und fortan hatten dort bereits spielende Grundschüler schlechte Karten, wenn sie die großen Bottiche auf dem kleinen Teich nutzen wollten. Ursulinen- und Edith-Stein-Schüler enterten die Fässer, wateten durchs Wasser („Da steht nur Baden verboten, wir baden aber gar nicht!“), fielen hinein, kletterten und rutschten auf den weiteren Spielgeräten herum, liefen durch Tunnel und schaukelten über tiefe Abgründe. Mit letzter Kraft und beständigen Anstrengungen der die letzten Kinder mit guten Worten anschiebenden Lehrer wurde der Zug nach Werl erreicht, bevor – nach der Erholungspause in der Regionalbahn – das Programm bei bestem Wetter in den Familien weiterging.
Der nächste Tag bescherte eine Temperaturabkühlung und offenbarte anfangs deutliche Müdigkeitszeichen, keine optimalen Voraussetzungen für einen geführten zweistündigen Stadtrundgang durch Werl unter dem Thema „Salz und Segen“, zumal der geplante nachmittägliche Freibadbesuch bei teils einstelligen Temperaturen am Vormittag absehbar nicht würde stattfinden können. Der spannende Gang durch die dunklen Gänge der Schlossruine und das anschließende Pizza-Essen im U-Café machten aber alle wieder munter, sodass die Sport- und Spielrunden in der Turnhalle unter Leitung dreier Sportlehrer begeistert angenommen wurden. Ähnlich dunkel wie die Ruinengänge entpuppten sich – in Folge eines Stromausfalls – die Umkleidekabinen, was das Um- und Ankleiden zusätzlich zu einem Abenteuer samt Detektivarbeit („Wo ist mein Pulli?“) werden ließ.
Am Freitag dann hieß es Abschiednehmen bis zum Wiedersehen im Herbst in Erfurt. Eine Abschlussrunde im Forum ergab, dass viele Freundschaften geschlossen wurden, dass die Gäste sich umsorgt fühlten und Erfurter und Werler Kinder sowie die Betreuer sehr zufrieden waren. Beim Eintreffen des Zuges am Bahnhof liefen ein paar Tränen, Koffer und Taschen wurden hektisch verstaut, letzte Geschenke mitgegeben, bevor winkende Hände den gen Soest/Kassel/Erfurt fahrenden Zug begleiteten.
Der Dank gilt allen Eltern, die sich so nett um ihre Gastkinder gekümmert haben, sowie den Kolleginnen und Kollegen, welche den Austausch vorbereitet, mitgestaltet und mitgetragen haben.