Der 9. November ist in vielfacher Weise ein besonderer Tag der deutschen Geschichte. Die Fachschaft Geschichte der Ursulinenschulen wollte in diesem Jahr aber besonders auf das Ende der deutsch-deutschen Teilung im Jahr 1989 eingehen und lud Herrn Felix-Heinz Holtschke, einen Zeitzeugen der DDR-Geschichte, ein, um über seine Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten.

Die SuS kennen viele Quellen, mit Hilfe derer man die Vergangenheit rekonstruieren kann. Zeitzeugen zählen ebenfalls dazu. Sie bieten die einmalige Möglichkeit, Nachfragen zu stellen und häufig wird Geschichte so vor allem für SuS authentisch und gut erfahrbar.

Felix-Heinz Holtschke wird als junger Mann 1968 Zeuge der Niederschlagung des Prager Frühlings in der CSSR. 1982 unternimmt er dann gemeinsam mit seiner Frau einen misslungenen Fluchtversuch aus der DDR und stellt mehrere Ausreiseanträge, bevor das Ehepaar dann 1984 von der Staatsicherheit festgenommen wird. Nach mehrwöchigem Aufenthalt in der Untersuchungshaft, vielen zermürbenden Verhören, die einmal mehr die subtilen Foltermethoden dieses Regimes zeigen, wird Herr Holtschke u.a. wegen „Landesverräterischer Agententätigkeit“ und „Republikflucht“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Verraten von seinem besten Freund und der engsten Familie kann er aber nach insgesamt ca. einjähriger Haft von der BRD freigekauft werden. Seine Frau wurde nicht inhaftiert, denn sie war zum Zeitpunkt der Festnahme schwanger. Von der Geburt seiner ersten Tochter erfuhr Holtschke erst nach vier Tagen, unpersönlich per Telegramm.

Die sehr beeindruckende Darstellung dieses Schicksals untermauerte der Gast der Ursulinenschulen mit zahlreichen Fotos, Auszügen aus seiner Stasi-Akte, die er 1993 einsehen durfte, sowie weiteren Dokumenten.

Die gesamte Oberstufe des Gymnasiums sowie die Klassen 10 der Realschule verfolgten diesen zum Teil sehr emotionalen Erzählungen absolut gespannt und konnten zuletzt auch Fragen stellen. Die SuS interessierten sehr persönliche Dinge, wie Herr Holtschke bspw. heute mit seinen Freunden und seiner Familie umgeht, von denen er weiß, dass sie ihn bespitzelt und verraten haben, aber auch allgemein politische Zusammenhänge wurden diskutiert.

Herr Holtschke beteuerte in vorbereitenden Telefonaten mit der Fachschaft sein großes Anliegen: Den SuS soll bewusstwerden, dass es in der deutschen Geschichte nicht nur eine Diktatur, die des NS-Regimes, gegeben hat. Dies ist am Freitag einmal mehr deutlich geworden.

 

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