Wenn das Ursulinenschiff am kommenden Montag zum Beginn des neuen Schuljahres wieder „in See sticht“, bleiben zwei Mannschaftsmitglieder an Land – und das mit vermutlich nur wenig Wehmut und mehr lachenden als weinenden Augen, denn für sie beginnt der wohlverdiente Ruhestand!

Am letzten Schultag des letzten Schuljahres wurden Frau Annette Kochanek nach 27 Jahren Tätigkeit an der Ursulinenrealschule und Herr Andreas Wesseler nach 31 Jahren Tätigkeit am Ursulinengymnasium in einer kleinen Feierstunde von der Schulleitung und dem Lehrerkollegium herzlich in den Ruhestand verabschiedet.

Als gelernte Religionspädagogin unterrichtete Annette Kochanek an der Realschule das Fach katholische Religion und betreute die Bereiche Schulsozialarbeit und Schulseelsorge. Hier initiierte und betreute sie zahlreiche, inzwischen traditionsreiche Projekte der Ursulinenrealschule, z. B. die Zusammenarbeit mit dem Seniorenheim St. Michael, die Eine-Welt-Arbeit, die Taizé-Fahrten und den Kontakt zu unserer Partnerschule in Brasilien. Sie hat aber auch Angebote für Kolleginnen und Kollegen organisiert, die deren Unterstützung zum Ziel hatten. Sie hat sich für die Gemeinschaft eingesetzt, indem sie sich im Lehrerrat engagiert und auch unzählige Feiern organisiert hat – für Abschlussjahrgänge, aber auch für die Kollegien.

Es ist besonders ihr guter Blick auf die Schüler und Schülerinnen und oft insbesondere auf diejenigen, deren Schullaufbahn nicht immer geradeaus verlief, der sie und ihr Tun auszeichnete. Nicht die Leistung des Kindes stand für sie im Vordergrund, sondern das, was hinter den Persönlichkeiten steckt. Für diese Schüler und Schülerinnen war sie Anlaufstelle, hat sie in zahlreichen Gesprächen Vertrauen geschaffen, Angebote gemacht, Hilfen vermittelt und dadurch die Kinder, aber auch deren Familien und die Kollegen und Kolleginnen unterstützt.

Ihre Fürsprache für die Kinder und Jugendlichen waren nicht von den lauten Tönen geprägt, sondern vielmehr von ihrer Besonnenheit, Ruhe und von der ihr eigenen Beharrlichkeit: Sie hat nachgefragt, nicht nur einmal, sondern wieder und wieder, bei Schülern und Schülerinnen wie auch Kollegen und Kolleginnen, hat nicht lockergelassen.

Einen großen Korb geernteter Früchte ihrer Arbeit konnte Annette Kochanek in den letzten Wochen auch noch einmal bei einem Ehemaligenreffen der Lebensbrücke AG genießen.

Zum Abschied schenkten ihr die Kollegen und Kolleginnen das traditionelle Abschlussgeschenk der Ursulinenrealschule: ein Album mit vielen verschiedenen Einträgen von Erinnerungen, Geschichten, Anekdoten der vergangenen 27 Jahre. Und dazu gab es ein Spiel, denn Annette Kochanek hat sich immer gerne von Spiel-Heiterkeit anstecken lassen, ob bei dem Projekt der Fünftklässler „Leinen los“, bei der Ausbildung der Klassenpaten und Klassenpatinnen, in Taizé, beim 10er Abschluss oder auch beim Spieleabend der Kollegen und Kolleginnen im Spielsaal. So kann sie weiterhin und vielleicht auch zusammen mit ihren Enkelkindern die Leichtigkeit und Freude beim sinnfreien Umgang mit optisch schön gestalteten Steinen und Plättchen erleben.

„Alles hat seine Zeit. Und jedes Tun unter dem Himmel hat seine Stunde“, damit verabschiedete sich das Kollegium – ein wenig wehmütig - von ihr.

Annette Kochanek selbst zeigte sich in ihrem Rückblick auf die Arbeit an der Ursulinenschule dankbar: „Diesen Arbeitsplatz bekommen zu haben, einen pastoralen Ort für mich gefunden zu haben, dafür bin ich sehr dankbar, und dafür, dass ich etwas von dem, was ich mir als Arbeit in der Kirche, als Arbeit mit Menschen, vorgestellt habe, leben konnte. Ich bin dankbar für die Begegnungen, die Gespräche, die Zusammenarbeit und Freundschaften mit euch, die ihr mein Leben jetzt zum Teil schon so lange begleitet.“ Und auch die Freude, die ihr Tun ihr bereitete - ausgelöst durch die vielen Gespräche, die Begleitung von Schülerinnen und Schülern, für den Einblick in ihr Leben, für deren Vertrauen, betonte sie ausdrücklich und verabschiedete sich mit guten Wünschen aus dem Kollegium in den Ruhestand und einer ihr selbst wichtigen Lebensweisheit: „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“

Verschiedene Aspekte seines jahrzehntelangen Wirkens am Ursulinengymnasium wurden in der Verabschiedungsrede der beiden Fachschaften Mathematik und Physik sowie weiteren Redebeiträgen über Andreas Wesseler verdeutlicht. Neben seinem Unterricht in Mathematik und Physik hat Andreas Wesseler die Verwaltung am Ursulinengymnasium unterstützt. Ein Schwerpunkt war von 2003 bis 2016 zusammen mit den Kolleginnen Barbara Schumacher und später mit Barbara Menzel die Verwaltung der Lehrbücher für die Schülerinnen und Schüler. Er hat darüber hinaus von 2007 bis zum Ende seiner Dienstzeit die Lernplattform Moodle gepflegt und administriert und diese Aufgabe auch für den 2020 neu eingerichteten Bereich der Ursulinenschulen im Schulportal des Erzbistums Paderborn übernommen. Ab 2016 hat er den Terminkalender beider Schulen zuverlässig und mit großem Weitblick koordiniert. Wann immer ein Kollege oder eine Kollegin ein Vorhaben plante, ging der Weg über ihn, und wenn er dann keine Einwände hatte oder nichts zu bedenken gab, konnte das Vorhaben weiter geplant und schließlich umgesetzt werden.

Sein umfangreiches Engagement für die Rechte und das Wohl der Lehrerinnen und Lehrer fanden Ausdruck in seiner jahrelangen Arbeit als Vertrauenslehrer des Philologenverbands an unserer Schule und in seinem Einsatz in der Mitarbeitervertretung (Personalrat), dem Lehrerrat und nicht zuletzt auch seiner Wahl zum Mitglied der Schulkonferenz in 16 Schuljahren. Auch hier konnten die Kolleginnen und Kollegen über all die Jahre seines Wirkens sicher sein, dass er die Sachlage, die Fragen, die Probleme sachlich korrekt und exakt prüfte und im Sinne der Kolleginnen und Kollegen beantwortete und klärte. Auf die Frage: „Kannst du mir bitte einmal helfen (z. B. beim Verstehen der Gehaltsabrechnung)?“, erhielt man nie eine Absage. Diese Zuverlässigkeit und das Vertrauen in den Kollegen schätzte das Kollegium außerordentlich – nicht nur in dieser Hinsicht wird Andreas Wesseler eine große Lücke hinterlassen.

Als Mathematiker rangierte er beim Lehrerranking der Abizeitungen stets im oberen Bereich in der Kategorie „brennt für sein Fach“. Einer seiner letzten LKs beschreibt ihn als „lebendige Definition eines Mathelehrers“ und charakterisiert ihn umfassend als „LK-Professor“. Es lag ihm besonders am Herzen, die mathematisch interessierten Schülerinnen und Schüler in ihrem Interesse zu fördern und zu unterstützen und sie z. B. von der Teilnahme am Bundeswettbewerb Mathematik zu überzeugen. Hier konnten unter seiner Anleitung einige hervorragende Erfolge unserer Schülerinnen und Schüler erzielt werden. Ehemalige Schülerinnen und Schüler berichteten ihm gerne von ihren Erfolgen im Studium und dankten ihm für die gute Vorbereitung in der Schule.

Mit viel Geduld widmete sich Herr Wesseler aber auch den Schülerinnen und Schülern, die sich bei der Lösung mathematischer Aufgaben schwertaten. Er könne so gut erklären – diese Anerkennung bekam er häufig zu hören. Seine Begeisterung für die Lehrtätigkeit und seine Fächer wurde auch darin spürbar, dass er fast nie eine Unterrichtsstunde ausfallen ließ, was auch alle seine Schülerinnen und Schüler (zumeist ) schätzten.
Mit großer Leidenschaft, Akribie und mit großem Interesse leitete er mehr als 10 Jahre lang die Mathematik-Fachschaft und hat in den Jahren seiner Tätigkeit sieben Klassen der Mittelstufe als Klassenlehrer begleitet.

Auch mit seiner Persönlichkeit prägte er unser Schulleben: Ein T-Shirt mit dem Konterfei von Albert Einstein avancierte schnell zu seinem Lieblingskleiderstück. Wohlbekannt bei ganzen Schülergenerationen
und seinen Lehrerkolleginnen und Lehrerkollegen: Seine Passion des Sandalentragens - selbst bei Schnee und Eis - ist legendär, ebenso wie seine beneidenswerte tägliche 1000-Meter-Schwimm-Disziplin. Aus Studienzeiten übriggeblieben sind der Bochum-Fan und seine Vorliebe für das Bochumer Fiege-Bier.

Seine sprachliche Eloquenz durften viele Kolleginnen und Kollegen genießen, wenn er zu verschiedenen (Fest-)Anlässen Limericks dichtete oder auch gern einmal den Vorsänger besonderer Fest-Litaneien mimte.

Als Abschiedsgeschenk erhielt Andreas Wesseler von seinen beiden Fachschaften: eine Biografie über Gottfried Wilhelm Leibnitz: „Die beste aller möglichen Welten“ sowie einen Gutschein.

In seinen Abschiedsworten äußerte Andreas Wesseler seine Freude auf den kommenden Ruhestand und seine Dankbarkeit, diesen in guter Gesundheit antreten zu dürfen.

Wir wünschen Annette Kochanek und Andreas Wesseler einen guten Start in ihren wohlverdienten Ruhestand und Gottes Segen. Wir wissen schon jetzt: Ihr werdet uns sehr fehlen!

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