Um die Stimmung im Raum der Stille besonders adventlich zu gestalten, hat sich unser Kollege Alex Scholz etwas ganz Besonderes ausgedacht. Vor seiner Lehrer-Laufbahn absolvierte er eine Schreiner-Lehre, und von dieser Expertise profitieren wir seit Jahren immer wieder durch seine kreativen und außergewöhnlichen Ideen für die Gestaltung unserer Schulgebäude und Schulatmosphäre. In diesem Jahr setzte er sein handwerkliches Geschick, seine Inspiration und seine Freizeit ein, um uns für unseren Raum der Stille Krippenfiguren zu schreinern. Verschieden große geschnitzte Holz-Balken stehen und liegen nun seit Kurzem in der Mitte des Raumes und laden zu besonders intensiver und auch nachdenklicher Auseinandersetzung und Meditation der Krippenfiguren aus Holz ein. Den Prozess der Arbeit, seine Gedanken und Motivation für die neuen Krippenfiguren schildert ein Bekannter unseres Kollegen, der sich NEO nennt, in eindringlicher Weise:

 

“Von Holz, Krippenfiguren – und einer guten Zeit an der Hobelbank

Man braucht schon eine gute halbe Stunde mit dem Auto, um ans Ziel zu kommen: Der Weg führt über verschiedene Dörfer, quer durch die Hügellandschaft des Sauerlands, bis wir ans Ziel kommen:

Die Schreinerei liegt mitten im Niemandsland auf einem alten Hof. Innen riecht es nach Holz und etwas Wachs. Handyempfang gibt es nur, wenn das Telefon an einem Fenster in einer ganz bestimmten Position liegt. Ansonsten: Funkstille. Ein geradezu perfekter Ort, um mal für ein paar Stunden in eine andere Welt einzutauchen.

Eigentlich unterrichtet Alex katholische Religion, Kunst und Deutsch an den Ursulinenschulen in Werl, aber manchmal tauscht er die Schulmaterialien gegen seine Schreinerkluft. Heute treffen beide Bereiche allerdings aufeinander: Alex wird eine Krippe für die Ursulinenschulen bauen.

„Schreiner bleibt man ja auch immer irgendwie“, meint Alex, als wir zusammen die Balken aus seinem Auto laden, aus denen die Krippenfiguren entstehen werden. Die hat er einen Tag zuvor bei einer großen Holzhandlung abgeholt. Seine Ausbildungsschreinerei gibt es leider nicht mehr. Diese Werkstatt gehört zwei Freunden, die beide Schreinermeister sind.

In der Schreinerei riecht es nach Holz, Leim und Wachs. Einzelne Möbelstücke stehen an einer Seite gut verstaut, mehrere Holzbohlen lagern an einer Wand und sind teilweise bereits markiert, um in den kommenden Tagen verarbeitet zu werden.

„Eine besonders komplizierte Arbeit ist der Figurenbau eigentlich nicht“, meint Alex. Es gehe ja nicht darum, schwierige Verbindungen anzufertigen oder ein Möbelstück zu bauen. Alles Dinge, die hier in der Schreinerei gemacht werden. Überall liegt Werkzeug bereit, um eine zum Beispiel eine Oberfläche zu schleifen oder Kanten zu fräsen. „Bei den Balken wird es eher darum gehen, sich zu bremsen und das Holz möglichst durch die eigene Beschaffenheit wirken zu lassen.“ Deswegen wird die Oberfläche der Balken auch nur gehobelt und nicht auch noch geschliffen.

An diesem Abend kommt ein weiterer Schreiner dazu. Fabian und Alex verbindet auch die Erfahrung aus der Kirchengemeinde in ihren Heimatorten. Und so wird dann doch zwischen den Hobelbänken zwar nicht über Gott und die Welt, aber über Schule und Design, Krippenbau und Theologie diskutiert. Zum Beispiel über das Design einer ganz bestimmten Figur: „der heimliche Held der Weihnachtserzählung ist Josef“, so Alex. Einer, der in der Bibel viel zu kurz kommt, für den man als Schreiner aber durchaus Sympathie empfindet. „Man muss ja davon ausgehen, dass Jesus bei seinem Vater das Handwerk gelernt hat. Er wird ja nicht 30 Jahre lang nichts gemacht haben“, sagt Alex schmunzelnd. Also hatte Josef auch Einfluss auf seinen Sohn. Deswegen bekommen beide Figuren auch eine Oberfläche, die von den anderen Figuren abweicht und beide verbindet: Alex arbeitet mit

dem Stecheisen einzelne Strukturelemente in das Holz, die Spuren der handwerklichen Arbeit verdeutlichen sollen.

Ehrlich gesagt: Man muss schon nachdenken, um in den einzelnen Balken Krippenfiguren zu erkennen. Aber genau das sei ja gewünscht, erzählt Alex in einer Pause: „Konservative Krippen sind ja meist sehr filigran ausgearbeitet. Aber das ist ein anderer Ansatz. Eher wie ein Bilderbuch, das man betrachtet.“ Diese Darstellung hier fordert dazu heraus, die Figuren verstehen zu wollen, über ihre Rolle nachzudenken.

Auf dem Tisch sammeln sich allmählich mehrere kurze und lange Balkenstücke, die alle etwas unterschiedlich sind. Manche wiesen Risse auf. „Die werden in den kommenden Wochen in der Schule noch größer werden“, meint Alex. Ein Effekt, den man beim Möbelbau eigentlich zwingend vermeidet. „Außer, ich haue mal ganz abgefahrene Tische aus ganzen Stämmen. Dann will man das sogar.“ Und auch bei der Krippe ist dieser Effekt gewünscht: In manchem Balken ist im Querschnitt der Kern des Stammes zu sehen. „Und da steckt die ganze Spannung, oder etwas romantisch gesagt, die ganze Erfahrung des Baumes drin, der schon mal mehrere hundert Jahre alt sein kann“, so Alex. Das mache schon zwischendurch etwas nachdenklich. Dass aus diesen Stämmen nun eine Krippe für die Ursulinenschulen entstanden ist, ist aber durchaus etwas besonders, findet Alex.

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