"The Greatest Moments of Football" schimmert per Beamer auf die Leinwand hinter dem Altar. Und spätestens jetzt erahnen die Schülerinnen und Schüler im voll besetzten (im Stadion würde man sagen "ausverkauften") Forum der Ursulinenschulen, dass heute der Gottesdienst anders sein wird als sonst. Üblich ist es Ende Januar immer, an den Namenstag der heiligen Angela Merici zu erinnern. Die Frau, die die Ursulinen gegründet hat und deren Tun somit gewissermaßen die Richtschnur für das schulische Tun an den Ursulinenschulen ist. "Heute", so beginnt Alexander Scholz, Mitarbeiter der Schulseelsorge, "schauen wir aber etwas über den Tellerrand." Es geht um Leidenschaft, um Leistung, um Teamwork. Es geht um Fußball.

Normalerweise würden Fußball und Religion verglichen, wenn es um den Fußball als eine Art Ersatzreligion gehe, so Alex Scholz. "In diesen Gottesdiensten wollen wir allerdings schauen, inwiefern Fußball und Schule zu einem Austausch kommen können." Dazu konnte die Fachschaft Schulseelsorge vor einigen Monaten Michael Stuckmann als Interviewpartner gewinnen. Stuckmann war selber Spieler in der U20-Nationalmanschaft und unter anderem Spieler bei Borussia Mönchen Gladbach. Heute ist er als Spielerberater tätig. Und so stehen Alexander Scholz und Michael Stuckmann anstelle einer Predigt an einem Stehtisch neben dem Altar und unterhalten sich über Fußball. Dass beide Fans unterschiedlicher Vereine sind, nämlich vom BVB und dem FC Bayern, tut dem guten Gespräch keinen Abbruch. "Das hat er ja in unseren Gesprächen im Vorfeld quasi verheimlicht", lacht Alexander Scholz. Tatsächlich geht es in diesem Gespräch nicht um Rivalitäten, dafür verstehen sich die beiden Interviewpartner auch viel zu gut. Es geht um Fragen, die Michael Stuckmann als Spieler und Berater nur zu gut umreißen kann: Wie kommen junge Spieler mit dem Leistungsdruck klar? Wie schafft man es, seinen Weg zu finden? Es gibt den Schülerinnen und Schülern zu denken, dass nur weit unter 1 % der jungen Spieler es in die Profikader schaffen.

Michael Stuckmann sieht sich deshalb auch nicht als ein reiner Berater, der Verträge abschließt: "Wir beraten junge Spieler nicht nur." Eher könne man von einer Begleitung sprechen, die auch zu einem wichtigen Teil neben dem Platz abläuft. Ihm seien das persönliche Gespräch und regelmäßige Treffen ungemein wichtig, um nah an den Spielern zu sein, so Stuckmann. Dabei zu wissen, was die Spieler bewegt und beschäftigt, gehöre genauso dazu, wie zu wissen, wo ihre spielerischen Talente liegen.

Alexander Scholz sieht in diesen Gedanken eine deutliche Parallele zur Schule: "Unsere Schülerinnen und Schüler stehen ja regelmäßig vor Prüfungen, oder sind mit der Frage konfrontiert, was sie nach der Schulzeit beruflich machen sollen. Uns als Seelsorger und Lehrer ist es ungemein wichtig, dass Schule nicht nur Lernort ist. Die Schüler geben ja ihre Fragen und Sorgen ja nicht an der Eingangstür ab", so Alexander Scholz. "Wir sehen unsere Schule so, dass das hier auch ein Ort ist, wo meine Fragen und Sorgen angesprochen werden dürfen und ihren Platz haben dürfen." Es gehe natürlich darum seinen Weg zu finden und sich zu entwickeln. Aber Leistung sei dabei bei weitem nicht alles, so Alexander Scholz.

Eine spannende Parallele sieht Stuckmann in der ganz aktuellen Auszeichnung, die den Ursulinenschulen jetzt zu Teil wurde: Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage. Zwar kenne man Situationen aus den Medien, in denen Spieler durch gegnerische Fans verunglimpft wurden. "Auf dem Platz allerdings gibt es keinen Rassismus. Da zählt das Team. Da zählt es, miteinander etwas zu erreichen und auch für Teamkammeraden da zu sein, wenn es mal nicht so gut läuft." "Wie in einer guten Schul- und Klassengemeinschaft", ergänzt Alexander Scholz.

 

Wir benutzen Cookies

Mit der Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.