Kein bisschen Wehmut schwang mit, als meine Mitschwestern am 27.09.2018 die Einweihung der umgestalteten Räume erlebten. Es freut sie vielmehr, dass der leer stehende Internatsbau aus den 60er Jahren der neuen Mensa „U-Café 2.0“ gewichen ist und der große Pfortentrakt, das Internatsrefektorium und der so genannte Spielsaal einer neuen schulischen Nutzung zugeführt worden sind.

Sr. Hildegard Löher OSU drückte es bei dem kleinen Festaktes so aus: „Früher haben hier im Haus viele Schülerinnen gewohnt, gelernt und ihre Freizeit verbracht – die Zeit ist vorbei. Wir Schwestern haben den Teil unseres Hauses gern an die Schule übergeben.“

Vorher waren die neuen Räume in einem Stationen-Gottesdienst mit dem Segen des Paderborner Generalvikars Dr. Alfons Hardt, assistiert vom Leiter der Schulabteilung Domprobst Joachim Göbel und Schulpfarrer Michael Müller, in Besitz genommen worden: Statio 1 – die frühere Klosterpforte mit dem großen Ursula-Fenster – Ehemalige unter den Gästen erinnerten sich, wie sie hier zum ersten Mal das Kloster betreten haben. Statio 2 – der neue „Raum der Stille“, der statt des früheren eher lauten Musikraums über der alten Turnhalle entstanden ist und weit und hell zum Innehalten einlädt. Und Statio 3 – an der Schnittstelle zwischen dem ehrwürdigen Spielsaal und dem funktionalen U-Café. Gerade hier wird deutlich, was dem Werler Architekten Nils Oetterer wunderbar gelungen ist: die Verbindung von Alt und Neu, von Geschichte und heutigem Leben.

Alexander Scholz vom Schulseelsorgeteam fasste das genau an dieser Schnittstelle in Worte: „Manchmal muss etwas eingerissen werden, um Neues entstehen zu lassen. Das bedeutet auch, alte Gewohnheiten, Bestehendes zu hinterfragen. Es heißt sicher nicht: Die Geschichte zu den Akten legen. Wir sind im guten Sinne Geschichte. Die können, die dürfen wir nicht einfach beiseiteschieben.

Aber, um weiter zu gehen, ist es ein Ansatz, der Zukunft Raum zu geben, um sie denken zu können. Lieb gewonnene Steine frei von jeder Vernunft festhalten, oder einreißen und veräußern? Das, in dem wir hier stehen, macht im guten Sinne Beides: Es wurde eingerissen, abgetragen, was sicher einigen Menschen schwer fiel. Aber dadurch wurde Neuem Raum gegeben. Das, was wir hier sehen, wurde von der Zukunft her gedacht. Gleichzeitig wurde aber altes bewahrt und neu gestaltet.

Bei beidem haben wir uns von dem leiten lassen, was uns auszeichnet, was unser Tun mit Leidenschaft erfüllt: Wir wollen hier ein Miteinander leben. Schule wird hier in diesen Räumen zwischen Alt und Neu nicht nur Lehr- sondern Lebensraum sein. Im Grunde segnen wir gleich nicht nur Mauern, Tische, Räume. Wir bitten um Segen für unsere Zukunft, für unser Miteinander.“

Viel Dank gab es von Seiten der Schulleiterin Ann-Kristin Brunn, aber auch von der Schulpflegschaftsvorsitzenden Dörte Knauf, selbst eine Ehemalige, und von den beiden Schülervertreterinnen Sophia Spieht und Meyserel Ayverdi. Sie freuen sich nicht nur über die bunten Stühle im U-Café, sondern auch, dass die neuen Räumlichkeiten „das Bewusstsein sich in einem Kloster zu befinden, in das alltägliche Schulleben einbeziehen und die Geschichte unserer Schulen in das Bewusstsein aller zurückzuführen.“ Und das neue U-Café ist ihrer Meinung nach „ein schöner neuer Platz, an dem sich die gesamte Schulgemeinde trifft und wir uns alle wohlfühlen.“

Die Ursulinen überreichten der Schule eine restaurierte Kopie der so genannten Osnabrücker Schutzmantelursula, deren Original um 1510 entstanden ist. Sr. Hildegard drückte die Hoffnung der Gemeinschaft aus: „Möge auch weiterhin der Geist der heiligen Angela lebendig sein und alles unter dem Schutz der heiligen Ursula stehen.“ So bleibt die Schutzpatronin des Ordens vor Ort, auch wenn die Schwestern in etwa zwei Jahren wegziehen werden: Frau Brunn nahm die Hoffnung gern auf: „Mit den neuen, farbenfrohen und hellen Räumlichkeiten erhalten wir die Voraussetzung, auch in den nächsten Jahrzehnten die Tradition der Schwestern des Ursulinenordens, die Ideen der heiligen Angela in unserer Schule lebendig zu erhalten... Angela Merici hat ihren Nachfolgerinnen den Rat mit auf den Weg gegeben: ‚Wenn es sich gemäß den Zeiten und Bedürfnissen ergeben sollte, etwas neu zu ordnen oder etwas anders zu machen, tut es klug und nach guter Beratung.‘ Dies ist in unserem großen Projekt umgesetzt worden, so dass wir uns jetzt darauf freuen die uns geschenkten ‚Steine‘ mit Leben zu erfüllen!“

(Sr. Brigitte ist ehem. Schulleiterin unseres Ursulinengymnasiums)

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