Mit Jürgen Kleckers verlässt ein alter Fahrensmann nach 36 Dienstjahren das St. Ursulaschiff. In der langen Zeit seiner Tätigkeit in der Mannschaft hat er den Kurs entscheidend mitgeprägt.
Noch unter Sr. Brigitte Werr als junger Kollege mit den Fächern Englisch und Geographie 1988 eingestellt, entwickelte er schnell ein intensives Engagement in der Schule. 1990 wurde er Studienrat und 1996 Oberstudienrat. Er bereicherte die Schulentwicklung mit innovativen Ideen. So war er entscheidend beteiligt an der Grundlegung des U-Cafés, das am 23.08.2005 eröffnet wurde, und dessen Entwicklung in den vergangenen Jahren. Auch gegen damalige erste Bedenken der Ursulinenschwestern, die Räumlichkeiten in ihrem Kloster bereitstellen mussten, wusste sich Jürgen Kleckers mit diplomatischer Überzeugungsarbeit und seinem rheinländischen Charme durchzusetzen. Mit Marina Schulte, der Geschäftsführerin des U-Cafés, konnte eine hervorragende Kraft gefunden werden, die zusammen mit ihm in den nächsten Jahren das Projekt „Schülercafé im Ursulinengymnasium“ entwickelt und stetig ausgebaut hat. Jürgen Kleckers stellte dabei als Studiendirektor (seit 2004) mit dem Aufgabenbereich „Koordination des Nachmittagsangebots bzw. der Nachmittagsbetreuung von Schülerinnen und Schülern“ die Verbindung zum Lehrerkollegium und den Schülerinnen und Schülern her. Vor allem entwickelte er mit Marina Schulte eine Institution, die weitgehend unabhängig von den schulischen Strukturen und Regelungen arbeitet und sich innovativ entwickeln konnte. Als Vorsitzender des neu gegründeten Fördervereins „U-Café“ trug er entscheidende Verantwortung für die langjährige Entwicklung des U-Cafés bis hin zum Neubau eines großen Mensagebäudes (2018) mit vielfältigen Räumlichkeiten im alten Kloster. Man kann sich leicht vorstellen, welche organisatorische Arbeit, Überzeugungskraft und planerische Ideen in einer Vielzahl von Abstimmungsgesprächen zwischen Schulträger, Geldgeber, Schulleitung und Lehrerschaft dabei notwendig waren. Sehr viel Zeit wurde neben dem alltäglichen unterrichtlichen Kerngeschäft dabei aufgewendet. Immer wieder sind neue pädagogische Konzepte zur Förderung der Schülerinnen und Schüler eingebracht und umgesetzt worden. Es gibt wohl kein schulisches Projekt an den beiden Ursulinenschulen, das in einem relativ so kurzen Zeitraum derartig prosperiert hat. Das U-Café war das „Baby“ von Jürgen Kleckers und er hat es erfolgreich mit großgezogen sowie rechtzeitig vor seinem Abschied vom Ursulinengymnasium in gute Hände gelegt.
Jürgen Kleckers war ein beliebter humorvoller Kollege, der die Schulentwicklung mit kritischem und kreativem Blick begleitet hat. Seit 2004 gehörte er als Studiendirektor der Koordinatorenrunde des Ursulinengymnasiums an, einem Gremium, das für die Organisation und Entwicklung der Schule zuständig ist. Auch war Kleckers bis zuletzt viele Jahre Mitglied der Schulkonferenz als Vertreter der Lehrer. In beide Gremien brachte er seinen Sachverstand ein und vertrat u.a. die Interessen des U-Café-Projekts. Die Vorhaben von hinten zu denken, die möglichen Folgen von Entscheidungen gleich mit im Blick zu haben und auf dieser Basis abzuwägen und Maßnahmen zu realisieren, das war eine besondere Fähigkeit von Jürgen Kleckers. Er gilt als umsichtig und man schätzt sein ausgewogenes Urteilsvermögen. Als kritischer Geist hat er sich jedoch auch in den jeweils aktuellen Situationen nicht immer Freunde gemacht, wurde aber häufig letztlich durch die Entwicklungen bestätigt. Seine Expertise war gefragt. Kleckers Arbeit in den verschiedenen Gremien der Schule zeichnete sich aus durch einen hohen Organisationsgrad und Strukturiertheit. Planungen fanden häufig ihren Niederschlag in eigenen ausführlichen Positionspapieren, auf deren Basis man diskutieren und Entscheidungen treffen konnte. Die Haltung: „Schön, dass wir mal darüber geredet haben“, war ganz und gar nicht sein Ding. Projekten, die er anfasste, ging immer eine gründliche Diskussion mit allen daran Beteiligten und auch ggf. mit schulexternen Fachleuten voraus. Dies galt auch für die Einführung einer systematischen „Berufsorientierung am Gymnasium“, die gemeinsam mit dem Mariengymnasium entwickelt und von Kleckers am Ursulinengymnasium mehrere Jahre betreut wurde. Heute ist die Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler ein zentraler Baustein des Schulprogramms unserer Schule.
Als Lehrer ist Jürgen Kleckers vielen Jahrgängen von Schülerinnen und Schülern als humorvoller Pädagoge in Erinnerung, der zugewandt war und sich selbst nicht zu wichtig nahm. Selbstkritisch hinterfragte er oft seine Rolle als Pädagoge. Er hatte ein offenes Ohr für die Belange der zu Unterrichtenden und war flexibel in seiner Unterrichtsgestaltung. Dies und sein rheinländischer Charme machten ihn u.a. bei den Schülerinnen und Schülern wie auch bei den Kolleginnen und Kollegen des Ursulinengymnasiums beliebt. Mehrfach war er zusammen mit Ulrike Assmuth Stufenleiter in der Oberstufe, für die Abiturientinnen und Abiturienten ein „Dreamteam“, das man gerne beim Abigag hochnahm.
Jürgen Kleckers war von (2000-2010) Vorsitzender der Mitarbeitervertretung (MAV), eine Art Personalrat an privaten Schulen. In dieser Funktion vertrat er als gewähltes Mitglied engagiert und erfolgreich die Interessen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Ursulinen-schulen gegenüber dem Schulträger. Regelmäßige Gespräche mit der damaligen Oberin Sr. Mechtildis sowie zwei weiteren Ursulinenschwestern aus dem Stiftsrat als Vertreterinnen des Dienstgebers bestimmten wichtige Angelegenheiten wie Einstellungen, Beförderungen und vieles mehr. Auch in diesem Bereich hat sich Jürgen Kleckers um die Ursulinenschulen verdient gemacht. Ihm gebührt unser Respekt und unser Dank.
So fest im Schulbetrieb verankert, ist Kleckers dennoch seit vielen Jahren auf den Hund gekommen und dankt seinem Beagle den Zwang zur sportlichen Betätigung. Die täglichen Spaziergänge durch die Felder rund um Ampen stellen einen Ausgleich zur schulischen Betätigung dar, fördern die Beweglichkeit und machen den Kopf frei. So mancher Ärger verliert sich Schritt für Schritt. Jede Schnüffelpause befördert die Entschleunigung sowie Gelassenheit. Und in der Interaktion von Mensch und Tier stellt sich die Welt manchmal ganz anders dar und wirft grundlegende Fragen auf: Warum sollten Schüler auf einen hören, wenn es der Hund auch nicht tut?
Ist man nach einem solchen Spaziergang geläutert, kann man sich erneut in die alltägliche Arbeit als Schulmeister stürzen oder aber entspannt seinem Hobby nachgehen. Beim Schiffsmodellbau hat Jürgen alles im Griff. Sorgfältig geplante und gearbeitete Modelle künden von der Akribie, Genauigkeit und Sorgfalt des Erbauers und seiner Liebe zum Wasser, der im Urlaub gerne gefrönt wird. In dieser realen „Großen Welt“ hat es bisher zwar nur zu einem Paddelboot gereicht, aber was noch nicht ist, kann im wohlverdienten Ruhestand ja noch werden. Ein Segelschein ist bereits vorhanden. Die Ursulinenschulen wünschen Jürgen Kleckers immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel und weiterhin eine klare Navigation.