Am Mittwoch, den 22. November 2017, beendete das Ursulinengymnasium mit einem ökumenischen Gottesdienst im Pädagogischen Forum das Jubiläumsjahr der Reformation. Der offizielle Festtag 31. Oktober war dieses Jahr in die Herbstferien gefallen. Im Gottesdienst, den die ehemalige Schülerin und heutige Pfarrerin Dr. Kerstin Schiffner gemeinsam mit Pastor Michael Müller feierte, stand die Bibel und ihr Verständnis im Mittelpunkt.

Gleich zu Beginn stellte Ulrike Dannenberg, evangelische Religionslehrerin und Leiterin der Projektgruppe „Reformationsjubiläum“, die Bibel in ihrer Bedeutung für ihre Benutzer vor. Diese mittlerweile in mehr als zweitausend Sprachen übersetzte Schrift ist Grundlage unseres gemeinsamen christlichen Glaubens sowie Basis und Ausgangspunkt der Argumentation Luthers bezüglich des Ablasses und der geforderten Neubesinnung der katholischen Kirche. Sola scriptura! – nur durch die Heilige Schrift wollte Luther sich widerlegen lassen. Entsprechend stand das Verständnis der Bibel vor 500 Jahren im Mittelpunkt der Ereignisse wie auch heute im Zentrum des ökumenischen Abschlussgottesdienstes des Ursulinengymnasiums.

„Verstehst du auch, was du da liest?“ ist die Frage des Philippus an den äthiopischen Kämmerer aus der Apostelgeschichte gewesen und stellte auch die thematische Leitfrage des Gottesdienstes dar. Die Predigt von Kerstin Schiffner zielte auf die Frage: Wie kann ich Texte, in diesem Fall die Bibel, richtig verstehen und wie finde ich Helfer, die mir den Text verständlich machen? Diese Fragen seien den Schülerinnen und Schülern aus ihrem Alltag eigentlich bestens vertraut, so dass sie problemlos eine Brücke zwischen ihrer Gegenwart und der alten Erzählung aus der Heiligen Schrift schlagen könnten. Verstehen mache auch heute Mühe und brauche häufig Helfer, nicht nur im Bereich der Bibelinterpretation. Ein gemeinsames, richtiges Verstehen der Bibel zeige sich auch in entsprechenden Bibelübersetzungen in „gerechter Sprache“ und sei Grundlage ökumenischen Tuns und Zusammen-kommens.

Das Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ und die vielfältigen Aktivitäten und Vorträge an den Ursulinenschulen Werl haben gezeigt, dass die beiden Kirchen theologisch viel enger beieinander sind, als es manchmal im Alltag den Anschein hat. Dennoch muss Ökumene auch konkret vor Ort im (Schul-) Alltag immer wieder gelebt und umgesetzt werden. Vielleicht konnte das „Jubiläumsjahr – 500 Jahre Reformation“ einen Impuls für eine entsprechende Neuausrichtung geben.

Die Arbeitsgruppe „Reformation“ wollte dieses weltgeschichtliche Ereignis den Schülerinnen und Schülern näherbringen und diese mit den historischen und theologischen Hintergründen und Zusammenhängen vertraut machen. Ebenfalls sollte das Bewusstsein dafür geschärft werden, welche Rolle auch Frauen für die Reformation gespielt haben und wie wenig davon 500 Jahre später übriggeblieben bzw. weiterentwickelt worden ist. Wir hoffen, dass diese Zielsetzungen im Laufe des letzten Jahres zumindest ansatzweise erreicht werden konnten.

Mit dem Blick auf Angela Merici, die Gründerin der Gemeinschaft der Heiligen Ursula, aus der sich später die Ordensgemeinschaft der Ursulinen entwickelte, soll ab Januar 2018 eine katholische Heilige in den Mittelpunkt der Beschäftigung mit neuen spirituellen Ideen aus der Reformationszeit gestellt werden. Angela Merici lebte ebenfalls in der Umbruchzeit vom Mittelalter zur frühen Neuzeit wie der große Reformator Luther. Auch sie hat wichtige Impulse für unser Zusammenleben aus dem Glauben heraus gesetzt und wesentlich zur Emanzipation der Frau durch Bildung beigetragen. Der Schulorden der Ursulinen, der Träger der Ursulinenschulen Werl, beruft sich in seinen Erziehungszielen auf die Heilige Angela. Eine Ausstellung im Foyer des Ursulinengymnasiums wird sich mit dieser Frauenpersönlichkeit ausführlich beschäftigen und aufzeigen, was sie uns heute noch zu sagen hat.

 

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